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Flüssigkeitshaushalt

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Ist viel trinken wirklich gesund?
 
Immer wieder hört man mit hartnäckiger Regelmässigkeit, viel trinken sei gesund. Wir sind dieser Frage etwas nachgegangen und können alle beruhigen, die nicht über den Durst hinaus trinken.
Der Wasserhaushalt unseres Körpers ist durch fein abgestimmte Mechanismen in Niere und Hirn geregelt. Wenn der Wasseranteil im Körper um 2-3 dl absinkt, wird Durst signalisiert. Durst wird definiert als das unstillbare Bedürfnis von Mensch und Tier, zu trinken. Zweifelsfrei soll bei Auftreten von Durst getrunken werden. In gesunden Nieren werden täglich aus dem Blut ca. 180 Liter Primärharn abfiltriert. Davon wird der Grossteil in der Niere zurückgewonnen, es bleibt am Schluss die durchschnittliche Harnmenge von 1.5 Litern. Eine wichtige Aufgabe hat das aus der Hypophyse abgegebene Hormon ADH (antidiuretisches Hormon). Dieses Hormon zirkuliert immer in einer gewissen Konzentration im Körper, bei Durst steigt die Konzentration an und drosselt die Ausscheidung von Wasser, der Urin wird konzentrierter. Die Ausscheidungs- und Entgiftungsfunktion der Niere wird dabei nicht beeinträchtigt. Wird (zu) viel getrunken, sinkt die Konzentration von ADH und die Niere scheidet prompt mehr aus. Selten kann krankheitsbedingt dieses Hormon fehlen, es werden dann unbehandelt bis zu 20 Liter Wasser/Tag ausgeschieden.
Im normalen Alltag werden etwa 2,5 Liter Flüssigkeit aufgenommen, ca. 1,5 Liter mit Trinken und 1 Liter mit der Nahrung. Bei erhöhtem Flüssigkeitsbedarf durch Schwitzen, hohes Fieber, Erbrechen/Durchfall usw. soll entsprechend mehr getrunken werden. Im Volksmund wird oft behauptet, Kaffee dürfe nicht zur aufgenommenen Flüssigkeitsmenge gerechnet werden. Diese Behauptung ist wissenschaftlich widerlegt. Ebenfalls widerlegt ist die Behauptung, viel trinken verbessere die Nierenfunktion, exzessives Trinken verschlechtert die Funktion sogar!
In 2 Situationen ist vermehrtes Trinken ohne Durst empfohlen: Bei Nierensteinleiden soll eine Ausscheidung von 2 Litern Urin/Tag angestrebt werden, es sollten mindestens 2 Liter Flüssigkeit getrunken werden. Das Risiko für weitere Nierensteine kann damit um höchstens 50% reduziert werden. Frauen mit häufigen Blaseninfektionen wird ebenfalls eine vermehrte Flüssigkeitszufuhr empfohlen, was die Rate erneuter Infektionen senkt, diese aber nicht ganz verhindern kann.
Bei Herzmuskelschwäche (Herzinsuffizienz) ist viel Trinken ungesund. Einerseits werden dabei die Nieren weniger durchblutet, was sich negativ auf die Wasserausscheidung auswirkt, anderseits müssen zur Unterstützung von Herz und Kreislauf Medikamente eingenommen werden, welche Veränderungen im Wasser- und Elektrolyt-Haushalt bewirken. Wenn dann noch viel getrunken wird, kann sich das Wasser im Körper ansammeln und zu Atemnot und Schwäche führen. Herzkranke Leute sollten nur so viel trinken, dass der Durst gelöscht ist. Ebenfalls muss der Salzkonsum auf das Nötigste reduziert werden. Durch regelmässiges Wägen kann eine Wasseransammlung gut erkannt und nach Absprache mit dem Arzt können die Medikamente angepasst werden. 
Auch bei Ausdauersport, besonders bei einem Marathon oder Triathlon, soll durch regelmässiges Trinken die verlorene Flüssigkeit ersetzt werden. Keinesfalls sollte aber mehr getrunken werden, dies führt zu einem Verdünnungseffekt im Blut mit Absinken des Natriumspiegels und starken gesundheitlichen Störungen (übelkeit, Unwohlsein, Kopfweh, Bewusstseinsstörungen bis zum Koma). Bei kurzen und mittellangen Ausdauerleistungen kann irgendwelche Flüssigkeit getrunken werden, bei Leistungen ab 2 Stunden, besonders in Hitze und mit hohem Flüssigkeitsverlust, soll etwas Salz ersetzt werden (3 Gramm/Liter). Die Wirkung von isotonen Getränken ist umstritten, keinesfalls sollen diese erstmals bei einem Wettkampf eingenommen, sondern im Training erprobt werden. Kombiniert mit freiem Wasser können sie von Nutzen sein. 
Das natürliche Durstgefühl kann bei alten Leuten, infolge von verschiedenen Krankheiten, besonders auch Demenz, gestört sein. Solche Risikopersonen sollen nach Absprache mit dem Arzt zum Trinken angehalten werden. 
Fazit: Der menschliche Wasserhaushalt ist perfekt reguliert und das natürliche Durstgefühl sorgt für die richtige Flüssigkeitsaufnahme. Exzessives Trinken verschlechtert die Nierenfunktion, die normale Trinkmenge beträgt 1,5-2 Liter. Mehr soll bei starkem Schwitzen, Durchfall, Erbrechen und Fieber sowie bei Nierensteinleiden und chronischer Blasenentzündung getrunken werden. Zuviel ist gefährlich bei Herzschwäche, Ausdauersport und bei der Einnahme bestimmter Medikamente (einige Psychopharmaka, Morphin und den Blutdruckmitteln vom Typ ACE-Hemmer).
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