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Alkohol und Gesundheit
In der Schweiz bekennen sich 80% der Bevölkerung ab 15 Jahren zu Alkoholkonsum, davon fast 20% in exzessiven Mengen, d.h. sie trinken zu viel, zu oft und zur falschen Zeit und fast 5% in chronisch riskanter Form. Die schädlichen Auswirkungen von übermässigem Alkoholkonsum sind gut dokumentiert. Im Jahr 2010 beliefen sich die geschätzten gesundheitlichen, sozialen und wirtschaftlichen Gesamtkosten auf ca. 4,2 Milliarden CHF. Zu den fünf alkoholbedingten Haupttodesursachen gehören Krebs (36%), Unfälle und Verletzungen (21%), Leber- und Verdauungskrankheiten (21%), Verhaltensstörungen / Sucht / Demenz (10%) sowie Herz-/Kreislauf-Erkrankungen (10%). Nachstehend sollen einzelne Organe näher beleuchtet werden:
Alkohol und Leber: Die Leber als zentrales Körperorgan hat viele wichtige Funktionen: sie nimmt Stoffe aus dem Blut auf, filtert giftige Anteile heraus, wandelt sie um und gibt die gereinigten Stoffe wieder in die Blutbahn ab. Gleichzeitig steuert sie den Fett- und Zuckerstoffwechsel, regelt den Vitaminhaushalt und verändert Stoffe aus der Nahrung so, dass sie vom Körper verwertet werden können. Daneben ist sie die Entgiftungszentrale unseres Körpers und verantwortlich für den Alkoholabbau. Während des Abbauprozesses entsteht Acetaldehyd, das im nächsten Schritt in Essigsäure umgewandelt, unschädlich gemacht wird und über den Urin wieder ausgeschieden wird. Zu grosse Mengen Acetaldehyd schädigen die Zellfunktionen der Leber (und anderer Körperzellen) und sorgen für den bekannten „Kater“ am nächsten Morgen. Übersteigt die Alkoholmenge die Abbau-Kapazität der Leber kommt es zur Leberschädigung, die zu Beginn symptomlos ist (Leberverfettung) und erst in späteren Stadien zu Entzündungen führt. Je öfter und länger dieser Zustand andauert, desto höher wird das Risiko, das Leberzellen zerstört werden und sich Narbengewebe bildet (Leberfibrose). Schliesslich kommt es zur Leberschrumpfung und –verhärtung, die nicht mehr heilbar ist (Leberzirrhose) und durch den zunehmenden Funktionsverlust der Leber zum Tod führen kann. Je mehr Alkohol man trinkt, desto höher ist das Risiko für verschiedene Lebererkrankungen (u.a. Leberkrebs). Durch Alkoholverzicht und gesunde Ernährung kann sich die Leber – mit Ausnahme der Leberzirrhose und der Leberfibrose – wieder (vollständig) erholen.
Alkohol und Herz: Der Konsum von Alkohol kann zu erhöhtem Blutdruck und damit zu einer Mehrbelastung des Herzens führen. Zudem führt das Abbauprodukt Acetaldehyd zur vermehrten Bildung von Sauerstoffradikalen, welche die Membranen der Zellen schädigen, sodass diese zugrunde gehen. Davon betroffen sind auch die Mitochondrien (sogenannte Kraftwerke) der Herzzellen, was zunächst die Fähigkeit der Herzmuskelzellen zur Kontraktion beeinträchtigt und diese im weiteren Verlauf zerstört, sodass es zu einer irreparablen Schädigung des Muskels und schliesslich zur chronischen Herzschwäche (Herzinsuffizienz) kommen kann. Daneben tritt gemäss umfassenden Metaanalysen (= statistische Verfahren, welche die Ergebnisse mehrerer Studien zur selben Fragestellung zusammenfassen) bei einem leichten bis moderaten Alkoholkonsum aber eine koronare Herzerkrankung (KHK), d.h. eine Verkalkung/Verstopfung der Herzkranzgefässe, signifikant seltener auf als bei Abstinenzlern, wobei dieser Effekt bei Frauen geringer ist als bei Männern. Diese Feststellung kann wegen fehlender Daten nicht auf Erkrankungen wie Herzschwäche, (angeborene) Herzmuskelerkrankungen oder Vorhofflimmern übertragen werden. Zudem ist festzuhalten, dass eine signifikante Senkung der Herz-/Kreislauf-bedingten Morbidität und Mortalität bei Männern nur in 3 von 4, bei Frauen hingegen nur in 1 von 4 Metaanalysen gezeigt werden konnte. Im Gegensatz dazu zeigt sich bei hohem Alkoholkonsum bei beiden Geschlechtern ein erhöhtes Risiko für alle Formen der koronaren Herzkrankheit (Angina pectoris, Herzinfarkt, Tod). Grundsätzlich zeigen die bisherigen Erkenntnisse keinen Vorteil von Wein (gegenüber anderen alkoholischen Getränken) in Bezug auf ihren Einfluss auf das Herz-/Kreislauf-System.
Die Europäische Gesellschaft für Kardiologie (ESC) empfiehlt Frauen und Männern, weniger als 100 g reinen Alkohol pro Woche zu konsumieren. Die Eidgenössische Kommission für Alkoholfragen spricht sich dafür aus, dass gesunde Männer nicht mehr als 2 Standardgetränke (=20-24 g reiner Alkohol) pro Tag trinken, zwischendurch alkoholfreie Tage einlegen und darauf achten sollten, dass sie nicht mehr als 5 Standardgetränke pro Gelegenheit trinken. Bei gesunden Frauen entsprechen diese Grenzen 1 und 4 Standardgetränke pro Tag bzw. pro Gelegenheit und ältere Menschen, die stärker auf Alkohol reagieren, sollten grundsätzlich ihren Konsum reduzieren.